Die Aussage „EM-Güllebeandlung“ kostet viel Geld“, höre ich immer mal wieder von Landwirten. Die Kostenseite ist das eine, dem gegenüber steht die Nutzenseite. Die Praxis vieler langjähriger EM-Anwender zeigt sehr deutlich, dass der positive Nutzen höher ist als die Kosten.
Zahlreiche Landwirte setzen der Gülle Wasser zu, um vermeintlich die Ätzwirkung zu verringern und die Fließfähigkeit zu erhöhen. Bei 1.200 m³ Gülleanfall und einem Wasserzusatz von ø 50 % ergeben sich 1.800 m³ Gülle zu lagern und auszubringen. Die Güllebehandlung nach dem Rosenheimer Projekt macht einen Wasserzusatz überflüssig und erfolgt folgendermaßen:
Je m³ Gülle: 1 l EM aktiv; 6 l Karbosave – Pflanzenkohle; 30 kg Biolit-Urgesteinsmehl
Was verursacht Gülle im Boden?
Organische Dünger und Wirtschaftsdünger „füttern“ Bodenleben und Kulturen, wenn sie belebt sind und sich nicht im Abbauzustand befinden. Der Abbauzustand entsteht durch Eiweißfäulnis. Darum ist es auch nicht normal, wenn die Gülle stinkt. Denn dann fault sie, das Eiweiß wird abgebaut.
Die Kohlenhydrate der organischen Dünger gehen dadurch ebenfalls verloren. Die Mikrobiologie, die den Abbau vornimmt, setzt ihre Arbeit meist im Boden fort. Das führt zu Humusabbau durch organische
Düngung, was fast wie ein paradoxes Phänomen erscheint.
Die verbreitete Praxis, auf unbewachsenen Feldern organisch zu düngen und einzuarbeiten, führt gerade nicht zum Anstieg der Humusgehalte in den Böden.
„Unbelebte“ Gülle oder auch Mist bringen eine erhebliche Menge Nährstoffe in wasserlöslicher Form in den Boden und in die Kulturen.
Die unbehandelten Wirtschaftsdünger schädigen die vorhandene
Mikroflora im Boden, die dominante Abbauflora aus der Gülle verstärkt diesen negativen Effekt. Nach einer Düngung mit unbelebter Gülle enthält der Boden deshalb mehr freigesetzte Nährstoffe als gedüngt wurden. Darüber hinaus entsteht eine Alkohol- und Phenolbildung.
Beide Stoffe sind als Desinfektions- und Lösemittel bekannt, die die Mikroflora des Bodens zusätzlich beeinträchtigen. Sie fördern das Zusammenziehen des Bodens, die passive Verdichtung. Die Nährstofffracht aus unbelebter Gülle, noch dazu auf unbewachsenen Böden, löst deshalb auch einen massiven Keimreiz für Unkräuter aus. Es gibt also viele Argumente, warum ein anderer Umgang mit der Gülle so wichtig ist, ganz gleich, ob es sich um konventionell oder biologisch wirtschaftende Betriebe handelt.
Wann ist der beste Zeitpunkt die Gülle zu behandeln?
Die Komponenten min. 3 Wochen vor der Gülleausbringung in die Grube einrühren. Das Biolit-Urgesteinsmehl wird in der Regel mit dem Silozug in die Güllegrube während des Rührens eingeblasen. Werden Teilmengen der Komponenten bereits im Stall eingesetzt z.B. auf die Laufflächen streuen/gießen, kann dies der Güllebehandlung angerechnet werden.
Anhand der Kostenberechnung eines Beispielbetriebs wird der betriebswirtschaftliche Nutzen deutlich.
Ausgangsbasis: 60 GV, 30 ha Grünland, 1.200 m³ Gülleanfall/Jahr (ohne Wasserzusatz)
Zeile 1:
Die Behandlung der kompletten Jahresgüllemenge erfolgt nach dem Rosenheimer Projekt, Anwendungsmengen je m³ Gülle: 1 l EM-aktiv, 6 l Pflanzenkohle und 30 kg Biolit-Urgesteinsmehl. Die Gesamtkosten liegen bei ca. 5 €/m³.
Zeile 2:
Die Ausbringkosten wurden nach ortsüblichen MR-Sätzen mit der jeweiligen Technik ermittelt. Behandelte Gülle wird nicht mit Wasser verdünnt, was sich in der Ausbringmenge und Ausbringkosten deutlich bemerkbar macht. In der Spalte „Gülle unbehandelt Breitverteilung“ und „Gülle unbehandelt Schleppschuh“ wurden 50% Wasserzusatz zu Grunde gelegt. Bei behandelter Gülle verkürzt sich das Aufrühren auf wenige Minuten.
Zeile 3:
Die N-Verluste (Lagerung, Ausbringung und Auswaschung) schwanken von ca. 10 – 70% je nach Ausbringtechnik, Witterung bei Ausbringung und Art und Weise der Güllebehandlung. Konventionelle Betriebe ergänzen den N-Verlust oftmals über mineralische Zukaufsdünger, um die „gewünschte N-Menge“ den Pflanzen zur Verfügung zu stellen. Hier wurden N-Verluste von 2 kg bei „Breitverteilung Gülle unbehandelt“ und 1 kg bei „Gülle unbehandelt Schleppschuh“ je m³ angenommen.
Zeile 4:
Der Kleeanteil wird durch die behandelte Gülle gefördert. Dieser sammelt entsprechend mehr Stickstoff aus der Luft. Landwirte mit behandelter Gülle haben aufgrund der niedrigeren N-Verluste und des höhen N-Lieferung vom Klee mehr Stickstoff für höhere Erträge und Qualität zur Verfügung. Hier wurden 40 kg/ha N-Lieferung zugrunde gelegt.
Zeile 6:
Derzeit wird nur die Ausbringung mit Injektions- und Schleppschuhtechnik im Rahmen des KULAP stattlich gefördert.
Fazit:
Betriebswirtschaftlich betrachtet sind die Kosten beim Güllemanagement gleich gegenüber unbehandelter Gülle mit Breitverteilung oder Schleppschuh. Hinzu kommen die nicht oder nur sehr schwer in Zahlen zu fassenden Vorteilen:
- Grundwasserschutz durch weniger N-Auswaschung
- Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz für organische Düngemaßnahmen, aufgrund stark reduzierter Geruchsemissionen.