Rückblick Ackerbauseminar mit Christoph Felgentreu

Christoph Felgentreu von der Deutschen Saatenveredelung war zum ersten Mal in der Chiemgau Akademie als Referent zu Gast. Dieser Blogbeitrag soll nur einen kleinen Überblick geben, in welcher Richtung Ackerbau in diesem Seminar beleuchtet wurde. Es war ein Tag, vollgepackt mit altem und neuen Wissen über Bodengesundheit und Pflanzenentwicklung. Der Referent gab viele Denkanstöße und konnte auch Antworten auf Fragen rund um Humusaufbau und Bodenbiologie geben, die viele schon lange mit sich herumtragen. Wie viele Teilnehmer mir auch bestätigt haben, ein rundum gelungenes Seminar, vielen Dank Herr Felgentreu.

Für diejenigen die nicht teilnehmen konnten, möchte ich an dieser Stelle einige Punkte herausgreifen und vorstellen.

Humus und die Bodenbiologie

Im Zentrum der Bemühungen von Herrn Felgentreu steht der Humus und die Bodenbiologie. Hauptziel der zwischenfrucht- oder Untersaatmischungen von der DSV ist die Mehrung dieser Parameter.

Felgentreu mag Humus nicht als Stoff ansehen, sondern eher als Zustand. Für ihn liegt die unterste Grenze für organische Substanz im Boden bei 5%, andere geben sich erst mit 7% zufrieden. Warum? Weil ab einem Gehalt von 5-7% die Bodendynamik so effektiv abläuft, dass nicht mehr gedüngt werden muss. Bei 5% sind ca. 200 kg N/ ha aus der Bodendynamik pflanzenverfügbar.

Zwischenfrüchte sind ein wichtiger Bestandteil der Fruchtfolge zum Schutz und zur Regeneration der biologischen Vielfalt im Boden und für den Humus. So leidet bedeckter Boden in den heißen Sommermonaten keinen Hitzestress, bei dem die CO2 Ausgasung steigt, was wiederum Humus abbaut. Die DSV hat hier passende Mischungen für jeden Bedarf entwickelt. Jeder interessierte kann sich dort ausführlich beraten lassen.

Oft wird diskutiert, ob ZF-Anbau auf Trockenstandorten Sinn macht. Auch hier hatte Felgentreu Zahlen zur Hand, die belegen, dass geeignete Kulturen in der ZF den Wasserverlust um bis zu 30% vermindern. Senf liegt hier gleichauf mit der Schwarzbrache. Übrigens auch was die Bodenerwärmung und Mykorrizierung angeht hat Senf keinen Mehrwert gegenüber der Schwarzbrache.

Ein wichtiger Parameter für die Humusbildung aus Organik ist das C:N Verhältnis. Das ideale Verhältnis liegt bei 24:1. Altes Luzerne – Heu kommt dem ganzen schon sehr Nahe mit 25:1. Rottemist liegt bei 20:1. W-Stroh dagegen hat ein sehr weites Verhältnis 90:1.

Und dann ist immer noch die Frage, wo kommen C und N her um diese Mengen an Humus die wir benötigen aufzubauen?

Herkunft der Stoffe im Boden

Früher war der Boden die Stickstoff- und Kohlenstoffsenke. Die Quelle war die Atmosphäre. Nun hat sich das Bild um 180 Grad gedreht. Die Quelle für N und C ist der Boden und die Atmosphäre nimmt auf, was der Boden abgibt.

Kohlenstoff wird aus der Atmosphäre über Photosynthese in Zucker umgewandelt und dann im Boden gespeichert. Die höchste Photosyntheserate und wachstumsreichste Zeit ist bei uns Juli und August. Dann haben wir die höchste Sonneneinstrahlung und den höchsten Niederschlag. Aber keine Pflanzen auf dem Acker! Zwischenfrüchte oder Untersaaten können hier einen großen Unterschied machen!

Stickstoff wird von Knöllchenbakterien der Pflanze gesammelt, auch die Bodenbakterien, sofern sie vorhanden sind sammeln bis zu 50 kg N je ha.

Aber viel ausschlaggebender ist, wie wir unsere Stickstoffquellen behandeln. Beispiel Gründüngung: Durch die Milieusteuerung mit EM-aktiv, bei der flachen Einarbeitung der Grünmasse, werden reduktive Prozesse angeregt, N liegt in nicht-flüchtigen Formen vor und kann ins Bodengefüge eingebaut werden. So werden N-Verluste stark minimiert und das Nährstoffpotential aus der ZF kann ausgeschöpft werden

Auch die Stickstoffversorgung aus Wirtschaftsdüngern muss überdacht werden. Unbehandelte Gülle schadet und es werden nur ca. 20% des N-Gehaltes aus der Gülle genutzt. Wird Gülle behandelt, wie im Rosenheimer Projekt mit EM-aktiv, Pflanzenkohle und Urgesteinsmehl, wird die N-Nutzung erhöht und Humusbildende Prozesse angeregt und sich positiv auf Humusaufbau und Bodenbiologie auswirkt.

Dieses Thema ist so umfangreich, dass sich nicht viele daran wagen, hier wirklich einen Überblick zu schaffen. Daher sind wir umso glücklicher, solche Experten unter uns zu wissen und mehr über Humusaufbau und Bodenbiologie erfahren zu haben. Wir freuen uns auf einen weiteren Besuch, Herr Felgentreu.

Wer nicht solange warten möchte. Am 17. März findet bei uns im Haus ein Bodenseminar mit Dietmar Näser mit dem Schwerpunkt Grünland statt.


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