Ein Gespräch mit Dr. Stefan Hügel über Mineralstoffversorgung in der Landwirtschaft, Silizium und gesellschaftliche Gesundheit
Was im Boden fehlt, fehlt auch im Lebensmittel – und letztlich in unserer Gesundheit.
Im Interview mit Dr. Stefan Hügel sprechen wir über die Bedeutung von Spurenelementen wie Selen, Kobalt und Silizium, über den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Zivilisationskrankheiten – und darüber, warum Produkte wie Gesteinsmehl und Diabosa Plus (Diabas-Sand mit Bodenverjünger) die Regeneration unserer Böden entscheidend unterstützen können.
Stefan, Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Mineralstoffversorgung in der Landwirtschaft. Was hat Sie zu diesem Thema geführt?
Ich habe ursprünglich Bioverfahrenstechnik studiert, also einen ingenieurwissenschaftlichen Zugang. Dabei ist mir früh aufgefallen, wie ineffizient unser landwirtschaftliches Nährstoffsystem funktioniert.
Wir konzentrieren uns seit Jahrzehnten auf NPK – also Stickstoff, Phosphor und Kalium – und vergessen dabei, dass Pflanzen insgesamt mindestens 17 essenzielle Elemente brauchen, um wirklich gesund zu wachsen.
Wenn man nur drei davon liefert, fehlen logischerweise viele Bausteine – und das sieht man an schwächerer Pflanzengesundheit, niedrigerer Nährstoffdichte und zunehmendem Krankheitsdruck.
Ehrlich gesagt finde ich es erschreckend, wie gedankenlos mit Ressourcen umgegangen wird.
Stickstoff wird in enormen Mengen verballert, ohne darüber nachzudenken, wie energieintensiv seine Herstellung über das Haber-Bosch-Verfahren ist. Und beim Phosphat stehen wir längst an der Grenze – die weltweiten Vorkommen sind endlich und ungleich verteilt.
Statt Nährstoffe zu recyceln oder im Kreislauf zu halten, verschwenden wir sie – das ist weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig.
Diese einseitige Düngung wirkt sich also nicht nur auf die Pflanzen, sondern auch auf unsere Ernährung aus?
Ganz genau. Die Mineralstoffversorgung in der Landwirtschaft bestimmt letztlich die Qualität unserer Futter- und Lebensmittel.
Ein Mangel an Spurenelementen im Boden führt dazu, dass Obst, Gemüse, Futtermittel und Getreide heute deutlich weniger Mikronährstoffe enthalten als noch vor 50 Jahren.
Das ist ein direkter Faktor bei Zivilisationskrankheiten aber auch bei Bestandsproblemen im Stall – etwa bei Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schilddrüsenproblemen oder psychischen Erkrankungen oder Fruchtbarkeit.
In Ihrem Buch schreiben Sie auch über die besondere Rolle von Selen. Warum ist dieses Spurenelement so wichtig?
Selen ist ein absolutes Schlüsselmikroelement – für Mensch, Tier und Pflanze.
In Mitteleuropa sind die Böden jedoch natürlich arm an Selen, was zu weitreichenden Mangelerscheinungen führt.
Bei Tieren äußert sich das in Muskelerkrankungen, Fruchtbarkeitsproblemen oder Immunschwäche – beim Menschen in ähnlicher Form. Selen wird im Stall zugefüttert, um den Mangel auszugleichen. Man könnte aber auch über die richtige Düngung den Mangel beheben.
Ein spannendes Beispiel ist Finnland: Dort wurde 1984 eine gesetzliche Selen-Düngung eingeführt. Das heißt, alle landwirtschaftlichen Böden werden regelmäßig mit Selen angereichert.
Das Ergebnis: Die finnische Bevölkerung ist deutlich besser mit Selen versorgt, und auch die Lebensmittel weisen messbar höhere Gehalte auf.
Diese Verbindung zeigt, dass Ernährungssicherheit immer bei der Bodengesundheit beginnt.
Ein anderes spannendes Thema ist Kobalt und seine Rolle bei der Bildung von Vitamin B12. Können Sie das erklären?
Sehr gern. Kobalt ist eines dieser Spurenelemente, das kaum beachtet wird, obwohl es indirekt enorm wichtig ist.
Vitamin B12 wird ausschließlich von Mikroorganismen gebildet – und dafür brauchen sie Kobalt.
Fehlt Kobalt im Boden, können bestimmte Bakterien, zum Beispiel die Rhizobien in den Wurzelknöllchen von Leguminosen, weniger Stickstoff fixieren.
Das heißt: Ohne Kobalt gibt’s weniger B12, weniger Stickstoffbindung – und am Ende geringere Eiweißgehalte im Futter.
Dabei reichen schon 10 bis 20 Gramm Kobalt pro Hektar, um die biologische Aktivität im Boden deutlich zu verbessern.
Kobalt ist also ein Bindeglied zwischen Boden, Pflanze, Tierernährung und letztlich auch der menschlichen Gesundheit.
Kommen wir zum Silizium – ein Element, das bei Chiemgau Agrar schon lange im Fokus steht. Welche Rolle spielt Silizium bei der Mineralstoffversorgung in der Landwirtschaft
Silizium ist das zweithäufigste Element der Erdkruste, aber es wird in der Düngung völlig unterschätzt. Es stärkt Pflanzen mechanisch – also die Zellwände – und macht sie resistenter gegen Pilze, Insekten und Trockenstress. Gleichzeitig reduziert es den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln erheblich.
Das Entscheidende ist die Form:
Kristallines Silizium (Quarz, Sand) ist kaum pflanzenverfügbar,
amorphes Silizium hingegen – wie es im Diabas-Gestein vorkommt – kann von Pflanzen sehr gut aufgenommen werden.
EM-Chiemgau: Mit Diabosa Plus haben wir bei Chiemgau Agrar ein Produkt entwickelt, das genau hier ansetzt:
Es kombiniert Diabas-Sand (0/2) als mineralische Quelle mit dem Bodenverjünger, der das mikrobielle Leben aktiviert.
So entsteht ein doppelter Effekt – Mineralisierung und biologische Anbindung gleichzeitig.
Das führt zu lebendigen, krümelstabilen Böden, die Wasser besser halten und Pflanzen gesünder wachsen lassen.


Diabosa Plus Körnung 0/2 wird im 3 Jahres Turnus ausgebracht. Aufwandmenge alle 3 Jahre: 3 Tonnen / ha. Neben Silizium bringt er eine natürliche Mischung an Spurenelementen mit und remineralisiert die Böden auf natürliche Weise
Das heißt, eine gute Siliziumversorgung kann auch helfen, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren?
 Ja, absolut.
Viele Landwirte berichten, dass sich durch die regelmäßige Anwendung von Silikat- oder Diabas-Produkten Schädlingsdruck und Pilzbefall deutlich verringern.
Pflanzen mit stabilem Gewebe sind schlicht weniger attraktiv für Insekten.
Und das Schöne ist: Das Ganze funktioniert ganz ohne Chemie – einfach über bessere Ernährung der Pflanze und mehr Aktivität im Boden.
Nochmal zum Silizium: Hat es auch Auswirkungen auf die Nährstoffverfügbarkeit anderer Elemente im Boden?
Ja, Silizium verbessert die Verfügbarkeit vieler Nährstoffe.
Es wirkt wie ein „Schmiermittel“ im Boden: Durch die Bildung von Silikaten werden Nährstoffe wie Phosphor, Kalium oder Spurenelemente besser gelöst und bleiben pflanzenverfügbar.
Gleichzeitig stabilisiert Silizium die Bodenstruktur und aktiviert Mikroorganismen, die wiederum organisch gebundene Nährstoffe freisetzen.
Man kann sagen: Silizium macht vorhandene Nährstoffe nutzbar, statt sie im Boden festzuhalten.
Wie ist das eigentlich mit dem Aluminium im Silikat – muss man davor Angst haben?
Nein, ganz im Gegenteil. In der Natur kommt Silizium fast immer in Form von Aluminosilikaten vor – also Verbindungen aus Aluminium und Silizium.
Und gerade das Silizium ist der entscheidende Gegenspieler von Aluminium: Wenn Silizium vorhanden ist, wird Aluminium chemisch gebunden und dadurch unschädlich.
Versuche zeigen sogar, dass Silizium Aluminium aus dem Körper ausleiten kann, selbst aus dem Gehirn – zumindest in Tierversuchen ist das gut belegt.
In der Landwirtschaft sind diese Verbindungen also völlig unbedenklich. Silizium sorgt hier im Gegenteil für Schutz vor Aluminiumbelastung.
Wenn wir den Bogen weiter spannen – wie beeinflusst die Mineralstoffversorgung in der Landwirtschaft auch die menschliche Gesundheit?
Sehr direkt.
Ein ausgelaugter Boden bringt schwache Pflanzen hervor, die wiederum nährstoffarme Lebensmittel liefern.
Wenn wichtige Elemente wie Selen, Kobalt, Jod oder Lithium fehlen, betrifft das unser gesamtes System: Immunsystem, Hormone, Psyche.
Ein Beispiel ist Lithium im Trinkwasser: In Regionen mit sehr niedrigen Lithiumwerten sind Depressionen und Suizidraten signifikant höher.
Das zeigt, wie eng Boden, Wasser und Gesundheit miteinander verbunden sind.
Wir müssen lernen, Landwirtschaft nicht nur als Produktionssystem zu sehen, sondern als Basis unserer Gesundheit.
Was empfehlen Sie Landwirten, die ihre Mineralstoffversorgung verbessern möchten?
Drei Dinge:
- Bodenanalyse erweitern – nicht nur NPK, sondern auch Spurenelemente (erweiterte Kinsey- oder Albrecht-Analyse). Kleine Mengen Selen oder Kobalt können Großes bewirken.
- Gesteinsmehle einsetzen, etwa Diabosa Plus oder Gesteinsmehl. Sie sind günstige Quellen für Silizium und Mikronährstoffe.
- Das Bodenleben fördern – durch Zwischenfrüchte, Dauerbegrünung, reduzierte Bodenbearbeitung und den Einsatz von Bodenverjünger (EM-Technologie).
So entsteht ein Kreislauf, in dem Boden, Pflanze, Tier und Mensch wieder miteinander im Gleichgewicht stehen.
EM-Chiemgau: Wenn Sie es in einem Satz zusammenfassen müssten – was ist der Schlüssel zu gesunder Landwirtschaft?
Stefan Hügel: Ganz einfach:
Ein gesunder Boden ist die Basis gesunder Pflanzen – und damit gesunder Menschen.
Fazit
Das Gespräch mit Dr. Hügel zeigt: Eine gezielte Mineralstoffversorgung in der Landwirtschaft ist mehr als Düngung – sie ist gelebte Gesundheitsvorsorge.
Mit Produkten wie Diabosa Plus, dem Einsatz regenerativer Methoden und einem bewussten Blick auf Spurenelemente schaffen Landwirte die Grundlage für vitale Böden, stabile Erträge und nährstoffreiche Lebensmittel.
Neugierig geworden?
Hier kannst du dir das Interview in voller Länge anhören.


 
     
     
     
     
     
    

