Unser Landwirtschaftlicher EM-Stammtisch am 18. November 2022 brachte über 70 Bäuerinnen und Bauern zusammen. Unter den Teilnehmern waren sowohl langjährige EM-Anwender der ersten Stunde als auch Neueinsteiger. Die Freude war groß, langjährige Weggefährten wieder persönlich zu treffen.
Landwirtschaftlicher EM-Stammtisch: Einblick in die regenerative Landwirtschaft
Für das leibliche Wohl war gesorgt, und auch geistige Nahrung kam nicht zu kurz. Christoph Fischer begrüßte die Gäste, gab einen Rückblick auf die letzten Monate und stellte aktuelle Themen vor. Besonders eindrucksvoll waren die Bilder und Videos zur Bodenbearbeitung in der regenerativen Landwirtschaft, bei der eine innovative Kombination aus Fräse und Saat vorgestellt wurde.
Die Bedeutung von Mikroorganismen
Die Rolle von Mikroorganismen beim Humusaufbau war ein zentrales Thema. Selbst erfahrene Landwirte zeigten sich überrascht, wie groß der Unterschied sein kann, wenn man Milieusteuerung wie den Bodenverjünger einsetzt. Christoph Fischer präsentierte auch einfache Tests, wie den Versickerungstest, als praktische Kontrollinstrumente.
Aktuelle Themen am Landwirtschaftlichen EM-Stammtisch: Grüne Gentechnik
Grüne Gentechnik wieder auf Vormarsch
Die Grüne Gentechnik ist leider auch wieder ein Thema. Mit Crispr/Cas versuchen Biotech unternehmen nun einen weiteren Anlauf, die grüne Gentechnik bei uns zu etablieren. Einen ausführlichen Bericht über Crispr/Cas, was es genau ist, was es schon gibt, und welche Risiken es zu bedenken gibt, findest du hier.
Erfahrungen aus Ägypten: Humusaufbau in der Wüste
Christoph war außerdem eingeladen nach Sekem in Ägypten, um einige Vorträge über EM, Milieusteuerung und Humusaubau zu halten. Die Sekem-Initiative wurde 1977 gegründet von Dr. Ibrahim Abouleish auf einem unberührten Teil der ägyptischen Wüste (70 Hektar), 60 km nordöstlich von Kairo. Mit biologisch-dynamischer Landwirtschaft machte er den Wüstenboden fruchtbar und gründete Unternehmen, in denen die Felderzeugnisse verarbeitet werden.
Ägyptens Bevölkerungzahl ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Die fruchtbaren Ackerflächen machen aber nur 3% der Landmasse aus. Durch Wissenstransfer zum Thema Humusaufbau und Bodenfruchtbarkeit sollen Landwirte dazu motiviert werden, die Ackerflächen zu vermehren und so zur Grundsicherung der Bevölkerung beizutragen.
Dazu wurden Experten aus aller Welt eingeladen. Die Bilder waren sehr eindrücklich.
Gastvortrag am Landwirtschaftlicher EM-Stammtisch von Markus Bogner: Permakultur auf Boarisch am Boarhof
Als Referent war Markus Bogner zu Gast. Er bewirtschaftet mit seiner Frau und 7 Angestellten einen 10 ha Pacht-Betrieb am Tegernsee. Markus Bogner ist bekannt für sein Wissen über Permakultur. Seine Seminare auf dem Hof erfreuen sich großem Interesse. In seiner offenen Art bricht er die für manche ideologisch erscheindende Wirtschaftsform der Permakultur runter in einfache Grundsätze, die jeder sofort versteht. Dabei ist sein Werdegang und der des Boarhofs nicht weniger interessant!
Der Boarhof: Erfolg durch Vielfalt
Als er mit seiner Frau den Betrieb übernommen hat, waren die Flächen reines Grünland. Mittlerweile bauen sie auf 2 ha Gemüse an, Beeren und Obstbäume gibt es auch. Und auch die tierische Vielfalt auf dem Betrieb hat sich von ausschließlich Milchvieh weiterentwickelt zu Hühner, Gänse, Bienen, Schweine, Katzen, Frösche etc.
Der Wert der Tiere erschließt sich nicht nur aus dem Schlachtwert, sondern auch aus ihrer Mithilfe auf dem Hof. So übernehmen z.B. die Schweine die Arbeit des Pflugs und dürfen jede Anbaufläche einmal im Jahr umgraben. Dabei hinterlassen sie wertvollen Dünger.
„Wie wir den Betrieb übernommen haben, haben wir zwei Grundsätze der (modernen) Landwirtschaft komplett ignoriert. Einer heißt „Wachse oder Weiche“ und der Andere „Du musst dich spezialisieren“
Markus Bogner
Erfolg durch kleine Kreisläufe und hohe Wertschöpfung
Alles was auf dem Boarhof erzeugt wird, wird über den eigenen Hofladen vermarktet. Und zwar ausschließlich in veredelter Form. „Es ist noch nicht lange, dass wir es uns leisten können, unser Gemüse oder Obst direkt zu verkaufen“, so Bogner. Als Beispiel führt er an, dass sie seit kurzem Waldstaudenkorn anbauen. Es wäre gut zu verkaufen an die Mühle für ca. 650 EUR / Tonne. Veredelt er es aber zu Roggenvollkornbrot ergibt sich ein Erlös von 21.000 EUR.
„Bei der Permakultur geht es darum, einen naturnahen Kreislauf zu etablieren, der sich selbst erhält.“
Markus Bogner
Wer die Natur genau beobachtet, das Zusammenspiel von Nützlingen und Schädlingen erkennt, versteht und zulässt, kann eigene Kreisläufe etablieren. Das minimiert Energieverluste und den eigenen Arbeitsaufwand!
Er plädiert dafür nicht mehr „dagegen“ zu sein, sondern „dafür“! z.B. nicht Schnecken bekämpfen, sondern genug Schnecken im Gemüsegarten zu haben um die Erdkröten zu ernähren. Ein Gleichgewicht und genug für alle zu schaffen ist das erklärte Ziel.
Außerdem fordert er, ziemlich frech formuliert, eine artgerechte Bauernhaltung. Bei näherer Ausführung kann man ihm allerdings nur beipflichten: Denn wenn bei einem 100 € Einkauf im Supermarkt gerade mal 8 € beim Bauern bleiben, ist das seiner Meinung nach nicht gerecht. Auch die Vorgaukelung der Lebensmittelknappheit, vor allem durch Bio-Anbau, ist in seinen Augen nicht gerecht.
Es gab noch viele weitere interessante Fakten, die Markus gekonnt und überlegt vorgetragen hat. Einen Vortrag von Markus anzuhören, bzw. sich sein kurzweiliges Buch „Selbst denken, Selbst machen, Selbst versorgen“ zu besorgen ist sehr zu empfehlen. Es birgt viele Gesichtspunkte zum Leben, die zum Nachdenken anregen und die Begeistern.
Und wie wir an diesem Abend gelernt haben: „Mit Begeisterung lernt es sich am Besten!“
Fazit: Austausch und Inspiration beim EM-Stammtisch
Am Ende der Veranstaltung konnte sich noch gegenseitig in gemütlicher Atmosphäre über aktuelle Themen der Landwirtschaft und Erfahrungen mit EM am Hof ausgetauscht werden.
Wir bedanken uns bei Markus und unseren interessierten Gästen und freuen uns schon auf den nächsten Stammtisch mit euch!