Neue Wege und innovative Lösungen finden im Ackerbau derzeit regen Anklang. Erosionsprobleme, Verdichtungen und die Herausforderungen im Düngemanagement bringen viele BetriebsleiterInnen an ihre Grenzen. Eine bodenschonende, nicht wendende Bodenbearbeitung ist bereits in aller Munde und beginnt sich als echte Alternative zum Pflug zu etablieren. Regenerativer Ackerbau will noch mehr erreichen. Die Methoden der regenerativen, also aufbauenden Wirtschaftsweise gehen einen Schritt weiter. Sie fördern das Bodenleben sogar, beleben, belüften und aktivieren den Boden und zeigen somit ganz neue Wege der Kulturführung auf.
Maßnahmen im regenerativen Ackerbau
Ziel des regenerativen Ackerbaus ist es, den Humusaufbau zu fördern und das Bodenleben zu schonen und zu mehren und somit schließlich beste Qualitäten zu erzeugen. Auf dem Praktikertag auf dem Betrieb Huschle konnten die Wirkmechanismen dieser Anbauweise nachvollziehbar beobachtet werden.
Mehr zu diesem spannenden Praktikertag lest ihr HIER: FELDTAG BEI ACKERBAUER ALOIS HUSCHLE.
Zwischenfrüchte und ihre Wirkung
Die verschiedenen Zwischenfruchtgemenge sind ein weiterer zentraler Baustein der regenerativen Wirtschaftsweise. Auf dem zweiten Versuchsfeld von Alois Huschle konnten diverse Zwischenfruchtgemenge genauer untersucht werden. Die Praktiker machten die Erfahrung, je diverser die Zwischenfrucht zusammengestellt wird, desto effektiver sind die Wirkungen auf die Bodengare und somit auch der Nutzen für die Folgekultur.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass die verschiedenen Wurzelausscheidungen von wachsenden, also lebenden Pflanzen in einem ständigen Austausch mit den Bodenmikroben stehen. Nährstoffe werden sowohl im Boden- als auch im Pflanzenstoffwechsel aufgespalten, ausgetauscht und umgewandelt, wobei Kohlenstoff aus der Luft eingebunden wird. Das Ergebnis dieser Prozesse ist der aktive Humusaufbau auf dem Feld.
Lebende Pflanzen können in Verbindung mit Effektiven Mikroorganismen die Nährstoffverfügbarkeit der im Boden enthaltenden Elemente schneller herstellen als "totes" organisches Material (Stoppeln/Mulch). Auch die Bodenkrümelstruktur und damit die physikalischen Eigenschaften des Bodens werden durch die Wirkungen wachsender und lebendiger Wurzeln in "Zusammenarbeit" mit den Bodenmikroben verbessert.
Das Ergebnis überzeugt. Der Versickerungstest zeigte eindrücklich, dass der Boden 100 l Wasser in unter einer Minute (!) aufnehmen konnte. In Jahren mit extremen Niederschlägen oder beim Anbau von Kulturen, die sehr empfindlich auf Staunässe reagieren ein entscheidender Vorteil.
Regenerativer Ackerbau: die Flächenrotte
Zu den wichtigsten Maßnahmen im regenerativen Ackerbau zählt die Flächenrotte. Die geltende Düngeverordnung bringt viele Betriebe mit herkömmlichen entzugsbasierten Düngestrategien an ihre Grenzen. Über die Flächenrotte können Nährstoffe effektiver verfügbar gemacht werden ohne das ein Eintrag an mineralischem Dünger notwendig wäre. Dies ist langfristig kostensparend und wird sich positiv auf die Betriebsbilanz auswirken.
Der Einsatz des Bodenverjüngers ist für die Flächenrotte elementar. Ohne die Wirkung der speziell auf das Bodenleben abgestimmten Mikrobenstämme kippt der Rotteprozess schnell in ein Fäulnismilieu. In diesem Zustand gehen Nährstoffe verloren und Humus wird abgebaut.
Ein reduktives, also aufbauendes Milieu ist die Grundlage einer effektiven Flächenrotte. Der Bodenverjünger wird vor oder beim Fräsen auf das organische Material ausgebracht. In der Praxisdemonstration zeigte sich, dass selbst gebaute Varianten für die Fermenteinspritzung den technischen Lösungen der Hersteller in nichts nachstehen. Wichtig ist jedoch, dass eine gleichmäßige Verteilung des Bodenverjüngers auf das organische Material und eine gleichmäßige Abdeckung der organischen Substanz mit Feinboden erfolgt.
Ist dies gelungen, arbeiten die Mikrobenstämme, Hefen und Pilze sofort daran, das organische Material umzusetzen und die Nährstoffe pflanzenverfügbar im Boden zu speichern. Zur Aussaat nach der Rotte (optimal nach ca. 10-14 Tagen) stehen dann die Nährstoffe der Folgekultur langfristig zur Verfügung.
Tiefenlockerung auf dem Acker
Besonders Kulturen wie Mais, Raps und Kartoffeln reagieren positiv auf die Wirkung des Tiefenlockerers. Hier wird hinter dem Schar der Bodenverjünger direkt beim Bearbeitungsvorgang eingespritzt. Dies ist deshalb so wichtig, weil die im Boden erzeugten Feinrisse dann sofort mikrobiell besetzt werden. Die entstandenen Mittelporen bleiben erhalten und Feinwurzeln können den Boden leichter durchdringen. Der Boden wird dadurch insgesamt lockerer und tragfähiger.
Die Tiefenlockerung zur Aussaat in Kombination mit dem Bodenverjünger regt das Feinwurzelwachstum der Kultur zusätzlich an. Der Nährstoffaustausch zwischen Boden, Pflanze und Wurzeln wird von Beginn an auf ein hohes Niveau gebracht. Die speziell auf das Bodenlebewesen abgestimmte Zusammensetzung der Mikrobenstämme spalten die Nährstoffe auf und machen sie so pflanzenverfügbar. Nährstoffe werden quasi "vorverdaut" bzw. so umgewandelt, dass sie den Pflanzen über lange Zeiträume zur Verfügung stehen. Zudem enthält der Bodenverjünger native Pflanzenfermentstoffe und sorgt somit zusätzlich für eine Anreicherung sekundärer Pflanzennährstoffe, die für den Pflanzen- und Bodenstoffwechsel notwendig sind.
Der Landwirt induziert damit ein wurzelbasiertes Wachstum der Kulturpflanzen. Mehr Wurzelmasse bedeutet ein größeres Nährstoff- und Wasseraufnahmevermögen, einen stabileren Stand und Wuchs und letztendlich auch mehr Humusaufbau und Kohlenstoffspeicherung im Boden. Eine hohe Stoffwechselleistung in der weiteren Entwicklung sorgt für eine hohe Photosyntheseleistung. Die Grundlage für hohe Erträge und vitale Bestände.
Das Arbeitsbild des Tiefenlockerers. Hier zu demonstationszwecken ohne Bewuchs!
Regenerativer Ackerbau macht Betriebe fit für die Zukunft
Der spannende Einblick in die Kulturführung auf dem Betrieb Huschle weckte bei vielen das Interesse zum Thema regenerativer Ackerbau. Die Möglichkeiten die ein belebter und aktiver Boden liefert, sind vielversprechende Aussichten für den Ackerbau. Eine Rückwendung zur Nutzung betriebsinterner Kreisläufe und eine stabile Basis, nämlich der eigene Boden, sollten auf jedem Betrieb wieder vermehrt in den Fokus rücken. Wir beraten interessierte Betriebe gerne dabei, die Hürde der Umstellung zu meistern und ihrem Boden wieder das nötige Leben zurückzugeben.