In diesem Beitrag erklären wir wie man Gülle und Mist optimal nutzen kann. So wird der oft unterschätzte Wirtschaftsdünger zum echten Nährstofflieferanten.
Umgang mit organischen Wirtschaftsdüngern
In vielen landwirtschaftlichen Betrieben wird das Potential, das in Gülle und Mist steckt, nicht erkannt, geschweige denn genutzt. Deshalb ist es notwendig, den Hofdünger vor Stickstoffverlusten zu schützen und die Ätzwirkung in einen Wachstumsimpuls zu wenden.
Die Lösung, so einfach wie effektiv: Güllebehandlung!
Organische Dünger und Wirtschaftsdünger „füttern“ Bodenleben und Kulturen, wenn sie belebt sind und sich nicht im Abbauzustand befinden. Der Abbauzustand entsteht durch Eiweißfäulnis.
Die Kohlenhydrate der organischen Dünger gehen dadurch ebenfalls verloren. Die Mikrobiologie, die den Abbau vornimmt, setzt ihre Arbeit meist im Boden fort. Das führt zu Humusabbau durch organische
Düngung, was fast wie ein paradoxes Phänomen erscheint.
Die verbreitete Praxis, auf unbewachsenen Feldern organisch zu düngen und einzuarbeiten, führt gerade nicht zum Anstieg der Humusgehalte in den Böden.
Warum Gülle beleben?
„Unbelebte“ Gülle oder auch Mist bringen eine erhebliche Menge Nährstoffe in wasserlöslicher Form in den Boden und in die Kulturen.
Die unbehandelten Wirtschaftsdünger schädigen die vorhandene Mikroflora im Boden, die dominante Abbauflora aus der Gülle verstärkt diesen negativen Effekt. Nach einer Düngung mit unbelebter Gülle enthält der Boden deshalb mehr freigesetzte Nährstoffe als gedüngt wurden. Darüber hinaus entsteht eine Alkohol- und Phenolbildung.
Beide Stoffe sind als Desinfektions- und Lösemittel bekannt, die die Mikroflora des Bodens zusätzlich beeinträchtigen. Sie fördern das Zusammenziehen des Bodens, die passive Verdichtung. Die Nährstofffracht aus unbelebter Gülle, noch dazu auf unbewachsenen Böden, löst deshalb auch einen massiven Keimreiz für Unkräuter aus. Es gibt also viele Argumente, warum ein anderer Umgang mit der Gülle so wichtig ist, ganz gleich, ob es sich um konventionell oder biologisch wirtschaftende Betriebe handelt.
Gemeinsam mehr bewegen
Einer im Dorf probiert es aus, danach ziehen die Nachbarn nach. Inzwischen gibt es viele Landwirte, die ihre positiven Erfahrungen mit der Güllebehandlung teilen, über die Geruchsreduzierung im Stall, der einfacheren Ausbringung und den Effekten im Bestand. Das Ziel der Güllebehandlung ist es, den Fäulnisprozess in der Gülle zu stoppen und in einen Fermentations- bzw. Reifeprozess umzuwandeln.
In erster Linie muss das Milieu verändert werden. Das geschieht am zuverlässigsten mit der Zugabe von Mikroorganismen, die in der Lage sind die Gülle in eine andere, aufbauende Richtung zu lenken.
Bei gleichzeitiger Zugabe von aktivierter Pflanzenkohle entsteht die Möglichkeit der Nährstoffpufferung, was die Auswaschungsverluste stark reduziert. Hierzu eine schadstofffreie Kohle (PAK) zu verwenden, gilt inzwischen als selbstverständlich.
Optimal ergänzt wird diese Mischung durch Urgesteinsmehl, das pH-puffert wirkt und jede Menge Mineralien mitbringt. So lässt sich Gülle und Mist optimal nutzen.
Durch diese kombinierte Behandlung gelingt es, ein Mikrobenmilieu in der Gülle zu erzeugen, dass ein Ausgasen des Ammoniaks deutlich reduziert wird. Aus einem schwierigen Betriebsmittel wird ein wertvoller und deutlich einfacher zu handhabender Dünger.
Untersuchungen zu behandelter Gülle
Messungen der N-Ausgasung von aufbereiteter Gülle:
BoKu Wien: Wirkung des Zusatzstoffes „Effektive Mikroorganismen (EM)“ auf den Umfang von Ammoniak-, Methan- und Lachgasemissionen und auf das Geruchsemissionspotential während der Lagerung von Rinder- und Schweineflüssigmist
2004; Amon Barbara
Meisterarbeit Benjamin Bürg, 2011, Landshut Fachschule für ökologischen Landbau
Gülle und Mist optimal nutzen- Güllebehandlung konkret
Was kann man unterstützend zur Güllebehandlung tun?
Auch oberhalb des Güllekanals, also im Stall selbst, ist der Aufbau eines ausgeglichenen Mikrobioms wichtig. Dabei wirkt ein probiotisches Stall-Management stark unterstützend. Der Einsatz von Medikamenten und Desinfektionsmittel bremsen die Entwicklung der Mikroorganismen.
Durch Lücken in der mikrobiellen Gemeinschaft können sich pathogene Keime stark vermehren und es kommt zum Ausbruch von Krankheiten. Um ein optimales Stallklima zu erreichen ist die Vernebelung von Effektiven Mikroorganismen, sehr hilfreich.
Positiver Nebeneffekt: Das Stallklima verbessert sich merklich, unangenehme Gerüche werden weniger und auch die Vermehrung der Fliegen geht zurück.
Die Behandlung und Aufwertung von Mist
In einem Misthaufen herrschen meist oxidative Stoffwechselprozesse vor. Weitere unangenehme Begleiterscheinungen sind hohe Temperaturen, intensive Geruchsbildung sowie Schimmel- und Fliegenbefall. Auch hier ist es das Ziel, die Oxidation und die Fäulnisprozesse zu stoppen und Nährstoffe zu binden. Wie bei der Gülle werden Pflanzenkohle, Gesteinsmehl und EM eingesetzt.
Sie können beispielsweise mit dem Mist Streuer oder Kompostwender eingebracht werden. Auch ein schichtweiser Aufbau ist möglich – je gleichmäßiger die Verteilung, desto besser das Ergebnis. Der Mist wird von Anfang an stabilisiert und die Hygiene im Stall gefördert. Die gut verdichtete Miete sollte möglichst mit einer Folie luftdicht abgeschlossen und mindestens acht Wochen gelagert werden.
Gülleausbringung – Das sind die Vorteile behandelter Gülle
Unbehandelte Gülle ist oft zähflüssig und muss deshalb vor der Ausbringung mit Wasser verdünnt werden. Das bringt einige Nachteile mit sich. Beim Ausbringen muss öfter gefahren werden, das kostet Zeit und Geld. Und trotz oder manchmal auch wegen der Wasserzugabe separieren sich flüssige und feste Bestandteile, man sieht regelrecht die Streifen auf den Blättern der Pflanzen. Behandelte Gülle ist sämig, fließt vom Blatt herunter auf den Boden und Ätzschäden werden vermieden.
Das ist auch der Grund, warum behandelte Gülle bei trockenem Wetter ausgebracht wird. Es wird kein Regen zum „Abspülen“ benötigt. Und trockner Boden verträgt auch mehr Reifendruck, womit Bodenverdichtungen vermieden werden.
Empfehlung: Im Grünland 10 bis 12 m3 Gülle pro Schnitt ausbringen. Somit kann auch meist auf eine zusätzliche mineralische Düngung verzichtet werden.
Auswirkungen von Gülle auf den Pflanzenbestand und das Bodenleben
Viel zu oft wird die Düngewirkung der Wirtschaftsdünger nur auf ihren Nährstoffgehalt bezogen. Wer jedoch schon einmal Bestände gesehen hat, zum Beispiel intensiv genutztes Grünland, die über mehrere Jahre nur mit behandelter Gülle gedüngt wurden, kann den Unterschied sehen. Teilweise mit dem bloßen Auge, aber spätestens bei einer Spatenprobe oder bei der Untersuchung mit einer Sonde.
Der Boden ist deutlich lockerer, die Krümelstruktur besser, er hat einen höheren Humusanteil und eine bessere Durchwurzelung. Das Bodenleben wurde gestärkt. Und mit Bodenleben sind nicht nur Regenwürmer gemeint, sondern auch alle anderen Kleinstlebewesen wie Hefe, Pilze und Mikroorganismen. Ein weiterer Hinweis ist da Ausbleiben von ungewünschten Pflanzen, die beispielweise Anzeiger von verdichtetem Boden sind, wie z.B. Ampfer oder Distel.
Bodenmikrobiologie fördern
Durch die Aufbereitung der Gülle durch Mikroorganismen Bio-Lit Urgesteinsmehl und Pflanzenkohle wird die Bodenmikrobiologie stark angeregt. Nährstoffe werden in der Kohle-Struktur durch Chelat-Bildung vermehrt gebunden. Diese Nährstoffe werden nur bei Bedarf mobilisiert und an die Pflanze abgegeben. Stickstoffverbindungen aus Wirtschafts-düngern werden vor Auswaschung und vor gasförmigen Verlusten geschützt.
Abschließend lassen sich die Eindrücke durch eigene Sinneswahrnehmungen nur bekräftigen. Die Akzeptanz der Landwirtschaft bei der Bevölkerung, vor allem in Ballungsräumen, wird immer geringer. Besonders der Gestank bei der Gülleausbringung und die Geruchsbelastung im Umkreis von großen Ställen stören die Bürger. Mit diesem System der Gülleaufbereitung werden nicht nur ökologische Probleme der Landwirtschaft verringert, sondern auch die soziale Akzeptanz bei der Allgemeinheit gestärkt.
Dieser Beitrag wurde unter dem Thema "Regenerative Landwirtschaft“ in den Zeitschriften „GetreideMagazin“ und BioTOPP veröffentlicht.